Hochzeitsfotografie_012

Hochzeitsfotografie: Die Hochzeitsreportage

An dieser Stelle könnte man natürlich Bücher schreiben. Leider fehlt mir hier ein wenig die Zeit, um diesen Teil-Beitrag über die eigentliche Hochzeit bis ins allerletzte Detail darzustellen. Aber trotzdem möchte ich versuchen Euch zu zeigen, was ich als Hochzeitsfotograf so den ganzen Tag an einer Hochzeit mache, auch wenn ich das Ganze hier nur anreissen kann.

Heute ist also der große Tag. (Gehen wir mal davon aus, dass es sich hierbei um eine Ganztagsreportage handelt). Alle Vorbereitungen sind erledigt (ich meine so was wie Batterien laden, Kameradatum synchronisieren (ich arbeite mit 2 Kameras), Speicherkarten kontrollieren, und diverse andere Dinge.) Und der Tag startet für mich meistens damit, dass ich am Ort des Geschehens einiges früher da bin. Es muss genügend Zeit sein, um als Erstes die Location zu checken und das ganze Kameraequipment schon vorzubereiten, bevor die Braut eintrifft.

Apropos Location: Alle anderen Locations wurden von mir meistens bereits zuvor besichtigt. Ich möchte mir die Locations vorher in aller Ruhe ansehen und vielleicht auch schon ein paar Bilder machen. Sollte bei der Hochzeit auch ein Brautpaar Shooting gemacht werden, will ich nicht bei der Hochzeit rum rennen und passende Locations finden müssen. Vorbereitung ist für mich ein ganz wichtiges Detail. So bin ich vor Überraschungen einigermaßen gefeit.

Wenn nun der Friseur oder die Visa ihr Werk vollbringt ,geht es meistens noch recht ruhig zu. Da ist der Fotograf nicht als Alleinunterhalter gefragt, sondern es geht eher darum ,die Braut beim Frisieren bzw beim Auftragen des Make up´s zu fotografieren. Ich finde es immer wieder total süß, daß dann so langsam die Nervosität steigt. Meistens ist auch noch eine Freundin oder die Schwester mit dabei. Die Gespräche sind immer wieder herrlich. Es entwickelt sich meist eine sehr private und persönliche Atmosphäre. Das ist nun DIE Gelegenheit ,die ersten sehr persönlichen Porträts zu machen und die Braut noch persönlicher kennen zu lernen. Das mit dem persönlich Kennenlernen beruht natürlich auf Gegenseitigkeit. Das ist auch absolut notwendig, damit man nicht nur als Fremdkörper mit einer Linse und nem Blitz wahrgenommen wird.

Auch der Teil, der nun kommt, hat ähnliche Charakterzüge wie der Teil zuvor. Nun wird ins Kleid rein geschlüpft. Vorher versuche ich, wenn möglich, noch ein paar Bilder vom Kleid mitzunehmen. Ich mach auch gerne Bilder, wenn das Kleid im Rücken geschnürt oder geknüpft wird. Und die Aufregung steigt weiter. 🙂

Falls der Bräutigam in greifbarer Nähe ist, nehme ich auch gerne einige Momente von ihm mit, wenn er den Anzug fast an hat. Auch hier sind Details gefragt. Gerade Manschettenknöpfe oder Schuhe sind immer wieder ein gern gesehenes Motiv.

Wenn das nun im Kasten ist kommt die nächste Herausforderung. Ich muss Einiges vorher vor dem Brautpaar an der Kirche sein. Was mir leider nicht immer gut gelingt. Wenn sich die Gelegenheit bietet, nehme ich gerne einige Fotos von der noch leeren Kirche auf. Gerade die Dekoration ist in den Kirchen immer sehr schön hergerichtet. Nun treffen so langsam die Gäste ein. Auch der Bräutigam lässt meist nicht all zu lange auf sich warten. Natürlich wird alles in Fotos festgehalten.

Nun wird geheiratet. Das Brautauto hat die Zukünftige angemessen und wohlbehalten an den Ort des Geschehens gebracht. Das wird natürlich fest gehalten. Hier stehe ich auf „Fensterbilder“ der Braut, wenn Sie noch im Auto sitzt. Dann betritt die Braut die Kirche, meist im Arm ihres Vaters. Weit vorne steht der Bräutigam. Sichtlich erleichtert, dass sie wirklich gekommen ist. 🙂 und aufgeregt zugleich. Das muss natürlich portraitiert sein. Und ein Strahlen vom linken bis zum rechten Ohr. Das sind Momente, die unbedingt festzuhalten sind. So viel Emotion bekommt man selten zu sehen. Der Auslöser wird gerade per Dauerfeuer betätigt. Sie schreitet langsam den Gang zwischen den Bänken entlang auf ihn zu.  Während der gesamten Zeremonie werden Foto’s erstellt. Dabei variiere ich immer wieder die Perspektive bzw. den Standort. Wenn die Predigten gehalten werden, halte ich mich tendenziell zurück. Wenn die Orgel ertöhnt, kann ich dann selber mehr krach machen. (Gerade wenn es muchsmäuschenstill ist, fällt das Auslösegeräusch im falschen Moment sehr auf). Gerne nehme ich auch einige Bilder von weit oben auf, um die gesamte Szenerie festzuhalten. Dann kommt auch gerne ein Weitwinkel zum Einsatz. Apropos Ausrüstung: Ich arbeite mit zwei sehr lichtstarken Festbrennweiten (35mm und 85mm) die meiste Zeit. Gerade in der Kirche sind diese sehr hilfreich, da es schon sehr oft recht dunkel werden kann. Und genau das ist es, was ich nicht festhalten will. Dunkle Umgebung oder zu wenig belichtete Motive. Ich liebe es hell. (Mehr zur Technik für die, die es interessiert dann besser im nächsten Teil. An dieser Stelle möchte ich die Kirche stark beleuchten. Auch hier könnte man jetzt tatsächlich Romane über Romane schreiben. Ich überspringe die Kirche und komme zum nächsten Teil.

Nachdem das Aufregendste vollbracht ist wird meist vor der Kirche gratuliert. Jeder möchte dem Paar gratulieren. Manchmal bildet sich eine regelrechte „Gratulationsschlange“. Das ist die Gelegenheit, auch die Gäste mal einzufangen. Kurz bevor sie der Braut oder dem Bräutigam in die Arme fallen, bekommt man mit die fröhlichsten Bilder von Familie und Gästen.

Nach der Kirche möchten einige Paare  Gruppenfotos vor der Kirche. Nun ist es an der Zeit aus der Reporterrolle rauszutreten und zum Entertainer zu werden. Je nach dem wie groß die Hochzeitsgesellschaft ist, ist das eine kleine Herausforderung. Es gilt sie alle hinter dem Paar zu versammeln und alle Blicke auf sich zu ziehen. Und nun heißt es auch wieder Dauerfeuer, damit nachher auch ein Foto dabei ist ohne Augenzwinkern, Nasepopeln :-), mit dem Nachbarn plappern, usw. Es ist ja auch nicht gerade sehr spannend, so ein Gruppenshooting. Gerne mach ich die Gruppenfotos auch bei der Hochzeitsfeier. Hier kann man sich dann kleinere Gruppen rauspicken und Gruppen unkonventioneller und interessanter festhalten.  Apropos…

Jetzt ist Aufbruchstimmung und alles stürmt Richtung Autos. Jetzt geht es dann via Autokorso in Richtung Hochzeitsfeier. Wenn ich die Chance habe, nehme ich einige Fotos des Autokorsos mit. Dummerweise ist es mir auch immer wichtig einigermaßen rechtzeitig mit dem Brautpaar bei der Hochzeitsfeier einzutreffen. Das ist leider immer sehr schwierig. Bleifuß hilft aber!

Hier gibt es denn zumeist einen Sektempfang. Einige Paare ziehen das Anschneiden der Hochzeitstorte auf diesem Zeitpunkt vor. Zumeist wird es ab nun sowie  eine sehr individuelle Angelegenheit. Es wäre ja auch stinklangweilig, wenn jede Hochzeit gleich ablaufen würde. An dieser Stelle nutze ich mal die Gelegenheit und halte fest, dass alles, was ich hier beschreibe recht komprimiert ist. Es passieren noch so viele schöne Details mehr.  Die hier alle aufzuführen strapaziert nur eure Geduld. Wenn ich sie nicht sowieso schon überstrapaziert habe.  Habe ich? Ich hoffe mal nicht. Also wo waren wir…der Sektempfang wird fotografisch festgehalten. Die Hochzeitsgäste machen nun ein viel entspannteren Eindruck, sobald der erste Sekt drin ist. 🙂 Nun tummelt sich nicht mehr alles sehr eng um das Brautpaar herum. Das ist auch eine tolle Gelegenheit, die ausgelassene und entspannte Atmosphäre einzufangen. Am liebsten mache ich einige Portraits aber auch Fotos von kleineren Grüppchen. Alles gerne Seite an Seite zum Brautpaar aber auch gerne mal weiter abseits.
 
Danach ist dann vielleicht sogar Zeit für ein Brautpaar Shooting. Alle Gäste sind versorgt und glücklich (nein noch nicht angeschickert…das kommt später). Da kann man sich schon mal für ein Stündchen mit dem Brautpaar verdrücken. Meist ist die Zeit aber so knapp bemessen, dass das mit mehr Zeitdruck abläuft, als es einem lieb ist. Das Paar steht schon mal auf heißen Kohlen, da sie ja wissen, dass die Hochzeitsfeier mehr oder weniger gerade ohne sie abläuft. Aus diesem Grund empfehle ich immer gerne ein gesondertes After-Wedding-Shooting zu machen. Falls das Shooting dann doch am Trautag stattfindet ,nehme gerne einen Gast mit, oder 2. Wenn der Gast dann noch an Fotografie interessiert ist, hat er umso mehr Spaß mir zu assistieren. Den Assi brauche ich auch um die Lichtverhältnisse mit einem Abschatter und einer kleinen Softbox zu optimieren.
 
Nun wird es schon langsam später am Nachmittag und es ist kurz vorm Abendschmaus. Sobald das los geht habe ich meine erste Pause, die ich dann auch wirklich brauchen kann. Nur wenn während dem Essen irgendwas besonderes passiert, zum Beispiel eine Rede, greife ich zum Fotoapparat. Ansonsten gilt die alte Regel -> keiner will essende Menschen fotografiert sehen. Das Ausklingen des Essens nutze ich gerne, um Portraits von den Gästen noch am Tisch zu machen.
 
Zwischen dem Essen und der Torte passiert dann üblicherweise noch so einiges: Diverse Spiele, Reden, noch mehr Spiele, der Brautstrauß, der Hochzeitstanz, der die Party einläutet, usw. Zu guter Letzt (also meist nur für mich) kommt dann der Anschnitt der Hochzeitstorte. Alle Situationen haben ihren eigenen fotografischen Anspruch. z.B. bei den Spielen möchte ich die Interaktion der Spiele durch die Fotos widerspiegeln können. Bei einer Rede möchte ich die Reaktionen des Brautpaares und die des Redenden einfangen. Das hier ist schon wieder super abgekürzt. Sorry.
 
Auch wenn ich dauernd abkürze, hoffe ich den Anspruch dieses Beitrages (euch zu zeigen, wie ich fotografiere und worauf es mir dabei ankommt) erfüllt zu haben.
 
Als nächster Beitrag in dieser Reihe kommt die Nachbearbeitung der Foto’s